Ursachen und Risikofaktoren für Krebs


Schon seit jeher sind Krebserkrankungen beim Menschen bekannt. Für einige Krebsformen ist das Erkrankungsrisiko im Laufe der Zeit gesunken, für andere ist es gestiegen. Dies hängt unter anderem mit der Industrialisierung und dem Wohlstand unserer Gesellschaft und den damit verbundenen Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Umweltbelastungen oder kanzerogenen Stoffen am Arbeitsplatz zusammen.

Ständig verfolgen die Wissenschaftler die Gemeinsamkeiten in den Krankengeschichten und der Lebensweise von Krebspatienten, um zu dem Schluss zu kommen: Ist man diesen oder jenen Risikofaktoren ausgesetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an diesen oder jenen bösartigen Tumorleiden an.

Das individuelle Risiko zu erkranken lässt sich zwar nie vorhersagen, weil auch genetische Faktoren bei der Entstehung von Krebs eine große Rolle spielen. Doch durch eine Reduzierung der bekannten Risikofaktoren kann jeder versuchen, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung so niedrig wie möglich zu halten.

Rauchen ist ein gefährlicher Risikofaktor für eine Krebserkrankung
Rauchen ist in hohem Maße krebserregend © Momentum 2

Risikofaktoren für Krebs

Die Entstehung einer Krebskrankheit beruht in der Regel nicht auf einer einzigen Ursache, sondern auf einem Geflecht verschiedenster Faktoren. Von den vermeidbaren Risikofaktoren ist das (Zigaretten-)Rauchen, das 25-30 Prozent aller Krebstodesfälle verursacht, von überragender Bedeutung.

Ein ähnlich großer, weniger genau abschätzbarer Anteil aller Krebstodesfälle von etwa 20-40 Prozent dürfte auf falsche Ernährungsweisen wie allgemeine Überernährung, einen zu hohen Anteil tierischen Fettes und einen zu geringen Anteil bestimmter Vitamine, Mineralien und unverdaulicher Faserstoffe aus frischem Obst und Gemüse zurückzuführen sein.

Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung bestimmter Krebskrankheiten sind

  • Infektionen
  • genetische Faktoren
  • erhöhter Alkoholgenuss
  • Expositionen am Arbeitsplatz
  • Einflüsse aus der Umwelt, wie
    • Sonneneinstrahlung
    • Radon in Innenräumen
    • Passivrauchen.

Krebs-Risikofaktor Tabakrauch

Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen in den Industrieländern ist Schätzungen zufolge auf Tabakkonsum zurückzuführen. Am deutlichsten ist die Beziehung zwischen Rauchen und Lungenkrebs: Bei rund 90 Prozent der Männer und bis zu 80 Prozent der Frauen, die an Lungenkrebs erkranken, ist dies auf das Rauchen von Zigaretten zurückzuführen.

Auch werden 40 bis 60 Prozent der Krebserkrankungen von Kehlkopf, Mundhöhle und Speiseröhre mit dem Rauchen allein oder mit der Kombination von Tabak und Alkohol in Verbindung gebracht. Außerdem bestehen Zusammenhänge mit dem Auftreten von Blasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, Magen– und Gebärmutterhalskrebs. Es gibt außerdem Hinweise, dass das Rauchen auch die Entstehung der chronischen myeloischen Leukämie begünstigt.

Ob bösartige Tumoren durch das Rauchen entstehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Anzahl der gerauchten Zigaretten und der Dauer der „Raucherkarriere“. Je früher im Leben mit dem Rauchen begonnen wurde, desto höher das resultierende Krebsrisiko. Raucher erkranken gegenüber Nichtrauchern achtmal häufiger an Lungenkrebs, und in Deutschland sterben jährlich mehrere hundert Personen am Zigarettenkonsum ihrer Mitmenschen – durch Passivrauchen.

Krebs-Risikofaktor Genetik

Alle Zellen eines Tumors stammen von einer gemeinsamen Ursprungszelle ab, deren Teilung aus verschiedenen Gründen außer Kontrolle gerät. Der Wandel zur Bösartigkeit entsteht dadurch, dass sich in einer solchen Zelle, bzw. in einer Linie ihrer Nachkommenschaft, Mutationen anhäufen, die bestimmte Klassen von Genen betreffen.

Zwei dieser Klassen, die nur einen kleinen Anteil der gesamten Zelle ausmachen, spielen für die Entstehung von Krebs eine entscheidende Rolle: Proto-Onkogene (Krebsgen-Vorläufer) und Tumorsuppressor-Gene (tumorunterdrückende Gene). In gesunder Form steuern sie den Lebenszyklus der Zelle. In veränderter (mutierter) Form sind sie dagegen für ein übermäßiges Wachstum und Ausbreitung verantwortlich.

Die meisten krebsfördernden Genmutationen entstehen im Laufe des Lebens, aber manche können auch ererbt werden. Einige dieser erblichen Genveränderungen sind bereits bekannt, z.B. die „Brustkrebsgene“ BRCA 1 und 2. Die bekannten erblichen Krebsgene lassen sich auch durch Untersuchungen feststellen. Aber auch wenn sie vorhanden sind, muss dies nicht zwangsläufig heißen, dass die Krebserkrankung ausbricht – das Risiko ist jedoch erhöht und erfordert gezielte Überwachung.

Krebs-Risikofaktor Ernährung

Bei der Entstehung von verschiedenen Krebserkrankungen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Übergewicht, meist durch zu viel und zu fettes Essen und Bewegungsmangel, erhöht das Darmkrebsrisiko und bei Frauen in den Wechseljahren auch das Risiko für Brustkrebs und besonders für Krebs der Gebärmutterschleimhaut. Ebenso macht Übergewicht anfälliger für bösartige Erkrankungen des Dickdarms, der Nieren und der Gallenblase. Schon Übergewicht in der Kindheit kann das spätere Krebsrisiko mitbestimmen.

Umgekehrt besteht kaum noch Zweifel daran, dass eine ausgewogene Kost, die reich an Obst und Gemüse mit ihren zahlreichen Vitaminen, sekundären Schutzstoffen und Ballaststoffen ist, das Krebsrisiko senken kann. Die Zusammenhänge sind allerdings komplex und die einzelnen Einflussfaktoren lassen sich nicht sauber voneinander trennen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich heute so zusammenfassen:

  • Vermeiden Sie Übergewicht und bewegen Sie sich regelmäßig.
  • Essen Sie mehr und vielfältiger Gemüse und Obst: mindestens 5 Portionen pro Tag.
  • Essen Sie weniger Produkte, die tierisches Fett enthalten.
  • Begrenzen Sie Ihren Alkoholkonsum.

Die zentrale Empfehlung ist die 5-am-Tag-Regel: Wer mindestens 5 mal am Tag eine Portion Gemüse oder Obst zu sich nimmt, verringert sein Krebsrisiko. Das gilt nach bisherigen Erkenntnissen besonders für Krebserkrankungen des Verdauungstraktes und der Atemwege. Und wer sich so ernährt, isst meist auch weniger Fett und ist seltener übergewichtig.

Regelmäßiger hoher Alkoholkonsum begünstigt die Entstehung von Krebserkrankungen der oberen Atemwege und des oberen Verdauungstraktes. Ebenso fördert Alkohol die Entstehung von Leber-, Brust- und Dickdarmkrebs. Am gefährlichsten ist die Kombination von Alkohol und Rauchen, deren schädliche Wirkungen sich gegenseitig verstärken.

Etwa 30 bis 40 Prozent aller Krebserkrankungen werden nach Schätzungen von Experten durch falsche Ernährung ausgelöst oder begünstigt, etwa 3 % stehen mit Alkoholkonsum in Zusammenhang.

Gesunde Ernährung zur Vorbeugeung gegen Krebs
© Syda Productions

Krebs-Risikofaktoren Strahlenbelastung, medizinische Therapien und Medikamente

Etwa 5 bis 6 Prozent aller Krebstodesfälle werden auf energiereiche Strahlung zurückgeführt, hauptsächlich aus natürlichen, zu einem geringeren Teil aus medizinischen Quellen. Die Hauptrolle spielen hierbei nicht etwa Hochspannungsleitungen oder Elektrogeräte im Haushalt, sondern die Sonne. Die UV-Strahlung der Sonne ist Risikofaktor Nummer 1 für die Entstehung von Hautkrebs. Nicht nur die über das Leben addierte Belastung durch UV-Strahlen spielt eine Rolle, sondern auch ihre Intensität auf sonnenungewöhnter Haut.

Für Kinder und Jugendliche ist es besonders gefährlich, sich ungeschützt der Sonne auszusetzen: Sonnenbrände vor dem 15. Lebensjahr erhöhen das Risiko, in späteren Jahren an einem Melanom zu erkranken.

Das Krebsrisiko durch elektromagnetische Strahlen und Feldern kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Ein hohes Risiko bergen sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Etwa 1 Prozent der Krebserkrankungen sind medizinischen Maßnahmen anzulasten. So können manche Krebstherapien – Chemo– und Strahlentherapie – bei einigen der behandelten Patienten die Entstehung einer Leukämie oder Blasenkrebs verursachen. Östrogenpräparate können dagegen Krebs der Gebärmutterschleimhaut und der Brust begünstigen.

Krebs-Risikofaktor Umweltbelastungen und Arbeitsplatz

Die Größe des Risikofaktors Umweltverschmutzung und Luftschadstoffe lässt sich kaum genau beziffern. Durch eine relativ niedrige Konzentration verschiedenster krebserregender Stoffe in Luft, Wasser und Boden werden etwa 2 Prozent aller Krebserkrankungen, insbesondere der Lunge und der Blase, in Zusammenhang gebracht.

Auch am Arbeitsplatz sind einige Berufsgruppen erhöhten Belastungen mit teilweise auch krebsbegünstigenden Schadstoffen ausgesetzt. Die Vorschriften des Arbeitsschutzes sind heute jedoch streng. Hier ist es entscheidend, die am jeweiligen Arbeitsplatz geltenden Schutzmaßnahmen einzuhalten. Dadurch lassen sich die Risiken ganz entscheidend vermindern.

Krebs-Risikofaktor Fortpflanzungsverhalten und Sexualität

Ein später Eintritt der Wechseljahre und eine späte erste Schwangerschaft erhöhen das Risiko einer Brustkrebserkrankung. Je mehr Kinder eine Frau geboren hat, desto geringer ist ihr persönliches Risiko für Krebs der Gebärmutterschleimhaut, der Eierstöcke und der Brust. Eine frühe Schwangerschaft reduziert die Anfälligkeit für Brustkrebs.

Sexuell übertragbar sind Papillomaviren. Chronische Infektionen mit bestimmten Typen dieser Viren gelten heute als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Junge Frauen können gegen diese HP-Viren jedoch geimpft werden, am besten noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr.

Krebs-Vorsorge ist besser als Nachsorge

Statt Krebs erst nach dem Ausbruch der Erkrankung zu bekämpfen, ist es sinnvoller, in geeigneter Weise das Risiko der Erkrankung zu verringern. Der Verzehr von viel frischem Obst und Gemüse kann das Risiko verringern. Bei Fett und Fleisch sollte die Devise lauten: eher wenig. Wer sich dazu noch regelmäßig sportlich betätigt oder sich kräftig bewegt, hat schon einiges für seine persönliche Krebsprävention getan. Nach dem heutigen Wissensstand und den vorhandenen Verfahren ist Krebs in vielen Fällen vermeidbar, die Umsetzung möglicher Prophylaxe jedoch nicht immer realisierbar. Anstrebenswert ist daher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verstärkten Vorbeugungsbemühungen und gezielter Therapie.

Ohne Frage werden selbst medizinisch sinnvolle Produkte, Untersuchungen und Verfahren immer einen kleinen Obolus zur Krebsentstehung beitragen. Hier jedoch steht immer das Nutzen-Risiko-Prinzip im Vordergrund. Und im Allgemeinen überwiegt der Nutzen die Wahrscheinlichkeit, eine bösartige Krankheit zu entwickeln. Risikogruppen mit erblicher Veranlagung bei z.B. familiärer Häufung von Darm- oder Brustkrebs benötigen individuelle Präventionsstrategien und fachkundige Beratung.

Der Europäische Kodex gegen Krebs

Die bisherigen Erkenntnisse über die Ursachen der Krebskrankheiten und die Möglichkeiten ihrer Vermeidung haben zu einem Katalog von Verhaltensregeln geführt, die europäischen von Experten ausgearbeitet und von dem Programm „Europa gegen den Krebs“ der Europäischen Union verabschiedet wurden – der Europäische Kodex gegen Krebs. Die 2003 überarbeiteten Empfehlungen lauten:

  1. Rauchen Sie nicht! Raucher sollten so schnell wie möglich aufhören. Wenn das nicht gelingen sollte, dann rauchen Sie wenigstens nicht in Anwesenheit von Nichtrauchern.
  2. Vermeiden Sie Übergewicht.
  3. Bringen Sie sich einmal pro Tag kräftig in Bewegung.
  4. Essen sie mehr und vielfältiger Gemüse und Obst: mindestens fünf Portionen pro Tag. Essen Sie weniger Produkte, die tierisches Fett enthalten.
  5. Wenn Sie Alkohol trinken – ob Bier oder Wein oder Spirituosen – dann begrenzen Sie den Konsum: Männer sollten nicht mehr als zwei, Frauen nur ein Glas pro Tag trinken.
  6. Vermeiden Sie allzu intensive Sonnenbestrahlung. Besonders Kinder und Jugendliche sollten auf Sonnenschutz achten. Wer zu Sonnenbrand neigt, sollte zeit seines Lebens vorsichtig im Umgang mit der Sonne sein.
  7. Halten Sie genauestens die Vorschriften ein, durch die Sie vor einem Kontakt mit krebserregenden Stoffen geschützt werden sollen. Folgen Sie den Sicherheitsvorschriften zum Umgang mit Substanzen, die Krebs verursachen können. Beachten Sie die Empfehlungen des Bundesamtes für Strahlenschutz.
  8. Frauen sollten die Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs wahrnehmen.
  9. Frauen ab 50 Jahren sollten am Mammographiescreening zur Früherkennung von Brustkrebs teilnehmen.
  10. Männer und Frauen sollten an Maßnahmen zur Früherkennung von Dickdarmkrebs teilnehmen.
  11. Nehmen Sie an Programmen zur Hepatitis B-Impfung teil.