Schlüsselbeinbruch: Spezialisten und Informationen

06.06.2023
Univ.-Prof. Dr. med.  Ulrich Stöckle
Medizinischer Fachautor

Der Schlüsselbeinbruch, auch Claviculafraktur genannt, gehört zu den häufigsten Frakturen des menschlichen Körpers. Zu einem Bruch des Schlüsselbeins (Clavicula) kommt es meist durch einen Sturz auf die Schulter oder auf den ausgestreckten Arm.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Schlüsselbeinbruch-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: S42.0, S42.1

Empfohlene Schlüsselbeinbruch-Spezialisten

Artikelübersicht

Ursachen für eine Claviculafraktur

Die Clavicula (Schlüsselbein) bricht entweder durch ein direktes Anpralltrauma oder beim Sturz auf den gestrecken Arm. Bei letzterem kann ein indirekter Mechanismus mit axialer Stauchung entstehen, der zum Bruch führt.

Häufig bricht das Schlüsselbein im mittleren Bereich (70 Prozent) oder im medialen Drittel. Medial bezeichnet das zur Körpermitte hin gelegene Ende des Knochens. Lateral bezeichnet im Gegenzug das von der Körpermitte weiter entfernte Ende.

Frakturen des lateralen Drittels werden nach Jäger und Breitner eingeteilt in:

  • Typ 1: Frakturen lateral der coracoclaviculären Bänder (Bänder, die das Schlüsselbein mit dem Schulterblatt verbinden)
  • Typ 2: Frakturen zw. den coracoclaviculären Bändern
  • Typ 3: Frakturen medial der coracoclaviculären Bänder
  • Typ 4: Aushülsung aus dem Periost (Kinder)
Anatomie des Schlüsselbeins
Schlüsselbeinfrakturen treten meistens eher an der Seite zur Körpermitte hin (medial) auf © Liliya | AdobeStock

Symptome und Diagnostik des Schlüsselbeinbruchs

Typischerweise steht das mediale Bruchstück nach oben ab und kann sogar durch die Haut treten. Bei einem Schlüsselbeinbruch bestehen außerdem Schmerzen bei Bewegungen der Schulter.

Auch die Blutgefäße oder Nerven können beeinträchtigt sein. Daher sollte der Arzt den Puls des Patienten sowie die Funktion der Nerven medianus, radialis und ulnaris überprüfen.

Der Arzt untersucht den Patient und kann Röntgenbilder der Clavicula in 2 Ebenen (a.p./axial) anfertigen lassen.

Claviculafrakturen in Verbindung mit Scapulafrakturen (Scapula = Schulterblatt) im Glenoidhalsbereich führen zur sogenannten „floating shoulder“. In diesem Fall besteht eine absolute OP-Indikation.

Behandlung eines Schlüsselbeinbruchs

In leichteren Fällen kann eine konservative Behandlung, also ohne OP, ausreichen, um den Schlüsselbeinbruch zu therapieren. Dazu gehören einfache Schaftfrakturen im medialen und im mittleren Drittel mit kaum verschobenen Bruchenden.

Die Ruhigstellung kann mit einer Armschlinge oder einem Rucksackverband erfolgen. Nach dem Anlegen und jedem Nachspannen des Rucksackverbandes ist der Pulsstatus und die Sensibilität zu überprüfen. Das Nachspannen sollte in der ersten Woche 1 bis 2mal täglich, in der zweiten und dritten Woche einmal wöchentlich erfolgen. Nach drei Wochen ist die Schulter freizugeben.

Ebenfalls konservativ therapiert werden laterale Frakturen vom Typ I und IV nach Jäger/Breitner. Der Rucksackverband greift an der lateralen Clavicula nicht. Laterale Frakturen können daher nur mit einer Armschlinge ruhiggestellt werden.

Eine OP-Indikation ist gegeben bei

  • drohender Durchspießung der Haut,
  • Verkürzungen der Clavicula größer als 2 cm sowie
  • einer Dislokation (Versetzung) um mehr als eine Schaftbreite und
  • im Falle von Mehrfragmentfrakturen.

Der laterale Schlüsselbeinbruch vom Typ II und III nach Jäger/Breitner ist aufgrund der hohen Instabilität ebenfalls operativ zu behandeln.

Bei einer OP können Platten und Schrauben zum Einsatz kommen, um die Bruchstellen zu fixieren. Man spricht dabei von Osteosynthese.

Alle Frakturtypen können bei erhaltener Sensibilität und Puls der betroffenen Extremität primär ruhiggestellt werden.

Bei einer konservativen Therapie ist auf

  • die Kallusbildung (ggf. mit Irritation des Plexus brachialis) und
  • das Remodelling nach ein bis zwei Jahren

hinzuweisen. In der Regel ist nach operativer Behandlung wegen des dünnen Weichteilmantels über der Clavicula eine Osteosynthesematerialentfernung notwendig.

Heilungsaussichten bei einer Claviculafraktur

Der Schlüsselbeinbruch heilt bei konservativer und operativer Therapie stabil aus. Das Remodelling des Knochens kann bis zu zwei Jahre dauern.

Die operative Therapie eines Schlüsselbeinbruchs hat das Risiko der höheren Pseudarthrose-Rate (zwei bis neun Prozent).

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