Kehlkopfchirurgie: Informationen & Kehlkopfchirurgen

Eine Kehlkopf-OP wird meistens von einem HNO-Facharzt durchgeführt. Eine operative Behandlung kann bei verschiedenen Erkrankungen im Bereich des Kehlkopfes notwendig sein. Grundsätzlich kann dabei zwischen einer Kehlkopf-OP aufgrund eines Tumors oder einer Kehlkopf-OP, die die Funktion des Kehlkopfes beeinflusst, unterschieden werden. Finden Sie hier Informationen und Kehlkopfchirurgie-Spezialisten.

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Kehlkopfchirurgie - Weitere Informationen

Funktionelle Kehlkopf-OP bei gutartigen Kehlkopferkrankungen

Die sogenannte funktionelle Kehlkopf-OP dient

  • der Verbesserung der Stimme bei Heiserkeit, wenn diese z.B. durch eine Stimmbandlähmung hervorgerufen wurde,
  • zur Veränderung der Stimme bei Transsexualität.

Eine weitere funktionelle Kehlkopf-OP ist die Erweiterung des Kehlkopfes bei Luftnot, verursacht durch eine beidseitige Lähmung der Stimmbänder. Hier muss man zwischen einer vorübergehenden und einer dauerhaften Lähmung der Stimmbandnerven unterscheiden.

Im Fall einer vorübergehenden Stimmbandlähmung kann hierzu mittels einer speziellen Nahttechnik ein Stimmband zur Seite verlagert werden. Das schafft Platz im Kehlkopf. Hier komm z.B. die Operation nach Lichtenberger zum Einsatz. Kehrt die Funktion der Stimmbandnerven zurück, werden die Fäden der Nähte nach ca. einem Jahr im Rahmen einer kleinen Kehlkopf-OP entfernt.

Tritt kein Erfolg ein, sollte nach ungefähr einem Jahr eine erneute endoskopische Kehlkopf-OP erfolgen. Dann entfernt der Chirurg einen Anteil der Stellknorpel des Kehlkopfes (Lateralfixation mit Arytaenoidektomie).

Bei gesicherter bleibender Verletzung ist diese Operationstechnik auch ohne Wartezeit empfehlenswert.

Anatomie des Kehlkopfes
Die Anatomie des Kehlkopfes und der Stimmbänder © bilderzwerg | AdobeStock

Kehlkopf-OP zur Diagnose von Kehlkopfkrebs

Bösartige Tumoren im Kehlkopf nennt man auch ein Kehlkopfkarzinom. Es tritt am häufigsten bei Männern ab 50 Jahren auf. Die meisten Betroffenen sind Raucher.

Das Kehlkopfkarzinom fällt am häufigsten durch Heiserkeit auf, da oft die Stimmlippen betroffen sind. Daher werden Tumoren an den Stimmlippen meist früh entdeckt und können gut geheilt werden. Aus diesem Grund sollte jede Heiserkeit, die länger als 6 Wochen besteht, durch einen HNO-Arzt mittels Kehlkopf-Spiegelung abgeklärt werden.

Befindet sich der Tumor oberhalb oder unterhalb der Stimmlippen und erreicht diese nicht, kann er länger unbemerkt wachsen. Er macht sich dann manchmal erst durch

  • das Auftreten von Luftnot bei Verlegung des Kehlkopfes oder
  • Schwellungen am Hals bei Absiedlung des Krebses in die Halslymphknoten

bemerkbar.

Besteht der Verdacht auf Kehlkopfkrebs, ist eine Spiegelung der oberen Luft- und Speisewege (Panendoskopie) zwingend notwendig. Bei Auftreten eines Tumors im Kehlkopf liegen in etwa 10 Prozent der Fälle an anderer Stelle weitere Tumoren vor. Bei der Panendoskopie werden Gewebeproben aus dem Tumor entnommen und zur feingeweblichen Untersuchung eingeschickt.

Der Patient liegt bei der Kehlkopfspiegelung auf dem Rücken und wird über einen speziellen Beatmungsschlauch künstlich beatmet. Der Arzt benutzt ein Mikroskop, um die feinen Strukturen im Kehlkopf besser beurteilen zu können. Mit Hilfe von Mikroinstrumenten entnimmt er eine Gewebeprobe.

Bei dieser Kehlkopf-OP-Technik kann auch ein Laser an das Mikroskop angeschlossen werden, um Laser-Operationen durchzuführen.

Kehlkopf-OP
Ein HNO-Arzt bei der Durchführung einer Kehlkopf-Spiegelung in Vollnarkose.

Kehlkopf-OP zur Behandlung von Kehlkopftumoren

Zur Behandlung von Tumoren im Kehlkopf stehen mehrere operative Möglichkeiten zur Verfügung. Bei den operativen Verfahren mit Erhalt eines funktionstüchtigen Anteils des Kehlkopfes unterscheidet man zwischen

  • der Entfernung eines Teiles des Stimmbandes oder
  • des gesamten Stimmbandes (Dekortikation der Stimmlippe bzw. dem sog. Stimmlippenstripping und Chordektomie) sowie
  • den verschiedenen Variationen der Kehlkopfteilresektion.

Endoskopische Kehlkopf-OP von innen bei Kehlkopfkrebs

Die Kehlkopf-OP kann bei vielen Patienten „von innen“, d.h. endoskopisch durch den Mund und Rachen ohne äußerlich sichtbare Schnitte durchgeführt werden. Dazu kommen entweder feine Instrumente oder Laser zum Einsatz.

Der Laser hat den großen Vorteil, dass er das durchtrennte Gewebe beim Schneiden sofort verödet und so weniger Blutungen auftreten. Dies führt zu einer besseren Übersicht beim Operieren und somit zu einer Erhöhung der Präzision und größerer Schonung des belassenen Gewebes.

Die Anwendung des Lasers kann manchmal die sog. „große“ Chirurgie von außen mit aufwändigem Wiederaufbau des Operationsdefektes mittels Gewebeverpflanzung vermeiden. Dadurch ist die Häufigkeit der totalen Kehlkopfentfernungen in den letzten Jahren gesunken. Es ist im Vergleich zu früher öfter möglich, den Kehlkopf trotz ausgedehntem Tumorwachstum zu erhalten.

Zudem sind laserchirurgische Eingriffe bei erneutem Auftreten eines Tumors meist wieder durchführbar. Durch das mikroskopisch kontrollierte Entfernen des Tumors kann vermieden werden, dass zuviel gesundes Gewebe entfernt wird.

Ohne Laser kommen feinste Scheren und Pinzetten zur Anwendung. Der Operateur führt sie durch den geöffneten Mund bis zum Kehlkopf ein. Mit diesen Mikroinstrumenten ist unter dem Operationsmikroskop eine besonders schonende Kehlkopf-OP durchführbar.

Kehlkopf-OP von außen

Nicht immer ist der Tumor endoskopisch vollständig einsehbar. Somit wäre keine sichere Entfernung des Tumors „von innen“ gewährleistet. Dann muss die Kehlkopf-OP „von außen“ durchgeführt werden.

Das heißt, es ist ein Schnitt durch die Haut des Halses und Eröffnung des Kehlkopfskeletts nötig. In Fällen einer sehr großen Tumorausdehnung ist die Kehlkopf-OP unter Erhalt von wesentlichen für die Kehlkopffunktion notwendigen Strukturen nicht mehr möglich. Dann muss eine Entfernung des gesamten Kehlkopfes, eine sog. totale Laryngektomie erfolgen.

Kehlkopfkrebs-Darstellung
Mögliche Lokalisierungen von Kehlkopfkarzinomen © Henrie | AdobeStock

Übersicht über die verschiedenen Methoden der Kehlkopf-OP

Im Folgenden werden die die verschiedenen Methoden der Kehlkopf-OP bei Kehlkopftumoren einzeln beschrieben:

Dekortikation der Stimmlippe/Stimmlippenstripping

Der Chirurg entfernt die Schleimhaut der Stimmlippe endoskopisch unter Schonung des Stimmbandmuskels. Dieser Eingriff wird bei Krebsvorstufen oder sehr umschrieben wachsenden Karzinomen angewendet.

Chordektomie

Die befallene Stimmlippe wird entweder endoskopisch oder nach zeitweiser Spaltung des Schildknorpels von außen unter Mitnahme des Stimmbandmuskels entfernt. Dies hat eine meist gut verständliche, jedoch raue Stimme zur Folge.

Dieser Eingriff ist bei Karzinomen der Stimmlippe mit

  • freier Beweglichkeit der Stimmlippe,
  • freiem Stellknorpel sowie
  • freiem vorderen Anteil der Stimmlippen

angezeigt. Der Laser sollte auch hier bevorzugt zur Anwendung kommen.

Kehlkopfteilresektion

Es gibt viele Formen der Kehlkopfteilentfernung. Jede Art der Entfernung hat ihre speziellen Vorteile und Nachteile. Im Wesentlichen kann man jedoch zwischen den horizontalen und vertikalen Teilresektionen unterscheiden.

Diese Art von Eingriff ist erforderlich, wenn der Tumor zu ausgedehnt ist, um eine Chordektomie (s.o.) durchzuführen. Es resultiert danach eine gute bis ausreichende Stimmleistung.

Wenn der Tumor endoskopisch vollständig überschaubar ist, können Teilresektionen auch mit dem Laser durchgeführt werden. Lasereingriffe sind meist schonender und das kosmetische Ergebnis kann günstiger ausfallen.

Vertikale Kehlkopfteilresektion

Die vertikale Kehlkopfteilresektion wird bei einseitigen Tumoren durchgeführt. Dabei entfernt der Chirurg einen vertikalen Anteil des Schildknorpels, ggf. auch des Ringknorpels. Die vollständige Entfernung sowohl der Stimmlippe als auch der Taschenfalte einer Seite ist ebenfalls möglich.

Eventuell muss ein Luftröhrenschnitt zum Schutz der Atemwege nach der Kehlkopf-OP angelegt werden. Dieser kann jedoch in den meisten Fällen nach einigen Tagen wieder verschlossen werden.

Horizontale Kehlkopfteilresektion 

Mittels der horizontalen Kehlkopfteilresektion werden Tumoren behandelt, die sich oberhalb der Stimmbänder befinden. Beide Stimmlippen und die Stellknorpel bleiben erhalten.

Bei dieser Art von Kehlkopf-OP durchtrennt der Operateur den Schildknorpel zunächst etwa mittig horizontal. Danach entfernt er den unteren Knorpelanteil mit dem sich daran befindlichen tumorbefallenem Gewebe.

Frontolaterale Kehlkopfteilresektion

Diese Methode kommt bei Tumoren zum Einsatz, die in die vordere Kommissur eingewachsen sind. Dabei entfernt der Chirurg die befallenen Anteile der vorderen Kommissur sowie die übrigen befallenen Stimmlippen.

Totale Kehlkopfentfernung (Laryngektomie)

Ist aufgrund der Tumorgröße eine Teilresektion nicht mehr möglich, ist eine vollständige Entfernung des Kehlkopfes notwendig. Häufig ist eine Laryngektomie auch nach erneutem Auftreten eines Kehlkopfkrebses (Rezidiv) nach Teilresektion oder primärer Bestrahlung notwendig.

Bei dieser Art der Operation werden die Luft- und Speisewege vollständig voneinander getrennt. Hierdurch wird der Patient ein sog. „Halsatmer“, da ein dauerhaftes „Tracheostoma“ (Luftröhrenschnitt) nötig ist.

Beatmungstubus bei Luftröhrenschnitt
Ein Beatmungstubus ist eine Atemhilfe. Der Schlauch wird durch einen Kehlkopfschnitt in die Luftröhre geführt und mit der Kunststoffmanschette am Hals fixiert © Sherry Young | AdobeStock

Stimmrehabilitation nach einer Kehlkopf-OP

Es ist auch nach vollständiger Entfernung des Kehlkopfes möglich, wieder sprechen zu lernen. Hierzu stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

Bei der Speiseröhrenersatz- oder „Rülpssprache“ wird Luft in die obere Speiseröhre gepresst, die dann kontrolliert wieder in den Rachen entlassen wird. Durch das Schwingen der Schleimhaut des unteren Rachens entsteht ein Ton, der die Stimmgebung ermöglicht. Das Erlernen dieser Sprechtechnik erfordert jedoch ein mehrmonatiges Training. Der große Vorteil ist, dass der Patient unabhängig von Hilfsmitteln sprechen kann.

Alternativ kann eine operativ angelegte Kurzschlussverbindung zwischen Luftröhre und Rachen helfen. Darin wird eine Silikon-Stimmprothese eingelegt, z.B. Provox-Prothese oder Blom-Singer-Prothese. Auf diese Weise können die meisten Patienten recht schnell wieder sprechen.

Sie sind jedoch häufig auf Hilfsmittel, wie z.B. bestimmte Ventile auf dem Luftröhrenschnitt, angewiesen oder müssen den Luftröhrenschnitt zum Sprechen mit einer Hand verschließen. Weiterhin bedürfen die Prothesen einer regelmäßigen Pflege und müssen von Zeit zu Zeit gewechselt werden. Aufgrund von Materialermüdung oder Verschmutzung verlieren sie sonst nach und nach ihre Funktion.

Eine dritte Möglichkeit der Stimmrehabilitation ist die Verwendung eines sog. Elektrokehlkopfes. Er erzeugt mittels einer elektronischen Sprechhilfe eine hörbare Vibration (sog. Primärklang), der gegen den Hals gedrückt wird. Die Schwingungen übertragen sich dadurch auf den Mundboden oder Hals.

Durch Modulation des Klanges mit Zungen- und Rachenveränderung kann der Patient auf diese Weise sprechen.

Prognose nach einer Kehlkopf-OP bei Kehlkopfkrebs

Die Heilungschancen stehen am besten, wenn der Tumor früh erkannt und entsprechend behandelt wird.

Kehlkopfkrebs zieht in vielen Fällen die Stimmbänder in Mitleidenschaft. Daher ist Heiserkeit ein frühes Warnsignal. Die Prognose der meisten Kehlkopfkarzinome ist deswegen besser als z.B. die des Rachenkrebses, der häufig lange unbemerkt wachsen kann.

Fast 90 % aller Patienten können geheilt werden, wenn

  • das Kehlkopfkarzinom auf nur eine Stimmlippe beschränkt ist und
  • in frühen Stadien erkannt und korrekt behandelt wird.

Dieser Prozentsatz reduziert sich auf < 50 % im Falle eines großen, fortgeschrittenen Kehlkopfkrebses.

Nachsorge nach einer Kehlkopf-OP

Nach einer endoskopischen Kehlkopf-OP ist in manchen Fällen etwa 6 bis 8 Wochen später eine erneute Untersuchung sinnvoll. Sie wird unter Vollnarkose durchgeführt und dient zur Entnahme von Gewebeproben. Damit kontrollieren die Mediziner, ob sich erneut ein Tumor bildet.

Darüber hinaus sollte unbedingt eine regelmäßige Tumornachsorge durch den HNO-Facharzt erfolgen.

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