Amputation: Informationen & Amputationsspezialisten

In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Amputationen an den oberen und besonders an den unteren Extremitäten vorgenommen. Bei einer Amputation handelt es sich um die Entfernung eines krankhaften, zum Teil nicht mehr lebensfähigen Extremitätenabschnittes. Hauptursache für eine Amputation ist das Vorliegen einer Arteriosklerose. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Amputationsspezialisten und Zentren.

Artikelübersicht

Amputation - Weitere Informationen

Mögliche Ursachen für eine Amputation

Die Ursachen können vielfältig sein. An erster Stelle der Indikation steht mit rund 90 Prozent die chronisch-arterielle Verschlusskrankheit (Arteriosklerose – umgangssprachlich "Arterienverkalkung"). Sie kann in Kombination mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auftreten.

Arteriosklerose

Bei einer Einengung oder sogar einem Verschluss von Arterien wird das Gewebe nach der Einengung mit weniger Sauerstoff versorgt. Dadurch kann es zu absterbendem Gewebe kommen. Leidet die Person gleichzeitig an Diabetes mellitus, kommt noch eine Stoffwechselnstörung hinzu.

Daher ist die Arteriosklerose, besonders in Kombination mit Diabetes der häufigste Grund für eine Amputation.

Risikofaktoren für Arteriosklerose sind auch Bewegungsarmut in Verbindung mit Fettstoffwechselstörungen und der Zuckerkrankheit. Besonders ungünstig wirkt sich das Rauchen aus („Raucherbein“).

Darstellung von Arteriosklerose
Darstellung eines verengten Blutgefäßes aufgrund von Arteriosklerose © peterschreiber.media | AdobeStock

Diabetischer Fuß

Davon unterscheidet sich der sogenannte Diabetes-Fuß auf Basis einer diabetischen Neuropathie (Nervenstörung) ohne Verschluss der großen Gefäße. Durch die Nervenstörung sind die Gefäße eher weitgestellt und die Durchblutung teilweise sogar verstärkt. In diesen Fällen muss demzufolge seltener amputiert werden.

Die Ursachen für eine Amputation liegen hier auf der mitunter begleitenden Zerstörung der Knochen und Gelenke (Osteoarthropathie). Es kann auch ein neuropathisches Geschwür auftreten, das sich meistens an der Fußsohle bildet. Die Infektionen treten von außen nach innen ein.

Oft reicht die Durchblutung in diesen Fällen jedoch noch aus. Daher genügt häufig die Resektion einzelner Knochen, während der Fuß weitestgehend erhalten werden kann.

Infektionen

Auch Infektionen, vorwiegend nach Unfällen und Tumoren (insgesamt etwa 10 Prozent) können zur Amputation führen. Nur in seltenen Fällen muss bei einer Extremitätenmissbildung zur Verbesserung der Versorgung mit einer Prothese bzw. Orthese amputiert werden.

Erste Symptome, die zu einer Amputation führen können

Hier ist zwischen

  • der chronisch-arteriellen Verschlusskrankheit mit oder ohne Diabetes mellitus und
  • dem neuropathischen Diabetes-Fuß

zu unterscheiden.

Chronisch-arterielle Verschlusskrankheit mit oder ohne Diabetes mellitus

Der chronische Verschluss der Arterien beginnt mit Belastungsschmerzen in den unteren Extremitäten. Die Schmerzen entstehen aufgrund der unzureichenden Sauerstoffzufuhr (zunehmende Ischämie). O

Oft können die Patienten nur 100 bis 200 m oder kürzer laufen, bis die Schmerzen in den Beinen zu stark werden ("Schaufensterkrankheit"). Dann müssen sie stehen bleiben, bis wieder eine ausreichende Sauerstoffversorgung in den unteren Extremitäten erfolgt ist.

Im Laufe der Zeit verstärkt sich dieses Symptom und führt in Extremfällen bis zu Ruheschmerzen. Analog dazu (Stadium IV nach Fontaine) kommt es zum Absterben des Gewebes (Nekrosen).

Ein wichtiger Hinweis ist das Verschwinden der arteriellen Pulse an den unteren Extremitäten. Darüber hinaus sind die Füße oft kalt. Das Gefühl und der Schmerz sind aber ohne neuropathische Veränderungen vorhanden.

Neuropathischer Diabetes-Fuß

Wegen der Nervenstörung kommt es oft zur Weitstellung der Gefäße im Bereich der unteren Extremitäten, besonders im Fußbereich. Das hat Schwellungszustände des Fußes zur Folge.

Diese Schwellungszustände sind nicht durch Lymphdrainage behandelbar. Darüber hinaus ist die zunehmende Gefühllosigkeit im Bereich des Fußes auffällig. Das kann zur Folge haben, versehentlich und unbemerkt spitze Gegenstände in die Fußsohle einzutreten. Diese entzünden sich und führen dann zu einem Geschwür (Ulcus).

Über dieses Geschwür können Bakterien in das Innere des Fußes eintreten und dort zu schweren Infektionen führen. Diese sind meist nur noch operativ zu behandeln.

Zusammengefasst sind beim neuropathischen Diabetes-Fuß

  • das Gefühl,
  • das Schmerzempfinden und
  • das Temperaturempfinden

herabgesetzt bzw. je nach Stadium der Erkrankung ausgelöscht.

Beinstumpf nach einer Amputation
Frisch bandagierter Beinstumpf nach einer Amputation © Choo | AdobeStock

Welche Methoden werden bei Amputationen angewandt?

Chronisch-arterielle Verschlusskrankheit mit oder ohne Diabetes mellitus

Spätestens bei ersten Anzeichen von z. B. Wadenschmerzen bzw. Einschränkung der Gehstrecke ist eine Vorstellung beim Angiologen zu empfehlen. Er wird entsprechend dem Stadium der Verschlusskrankheit Medikamente bzw. dosierte Krankengymnastik verordnen.

Sobald ab Stadium III bzw. IV nach Fontaine Gewebe an den Füßen abstirbt, kann eine Amputation zur Diskussion stehen. Voraussetzung ist jedoch, dass eine Gefäßrekonstruktion durch einen Gefäßchirurgen nicht mehr möglich ist.

Die besten Rehabilitationsaussichten hat eine Unterschenkelamputation nach Brückner mit mit einer Knieerhaltungsquote von 93 Prozent. Die Erhaltung des Knies sorgt für bessere Beweglichkeit im Alltag des Betroffenen. 

In wenigen Fällen ist die Amputation im Kniegelenk bzw. im Oberschenkelbereich notwendig.

Neuropathischer Diabetes-Fuß

Es kann die Ruhigstellung des Fußes bzw. die operative Beseitigung des Infektes im Fußbereich notwendig werden. Dabei kann es vorkommen, dass einzelne Knochen entfernt werden müssen.

Das Hauptproblem besteht darin, Geschwüre am Fuß möglichst zu verhindern. Dazu ist

  • eine entsprechende Aufklärung des Patienten über zukünftige Verhaltensweisen und
  • eine stadiengerechte Versorgung mit Schuhen

notwendig.

Die tägliche Begutachtung der Füße seitens des Patienten bzw. seiner Angehörigen ist notwendig. Bei kleinsten Veränderungen ist der Diabetologe bzw. der Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie aufzusuchen.

Posttraumatisch bedingte Amputationen und Tumoren

Bei Infektionen nach Unfällen bzw. primär unfallbedingter Abtrennung der Extremität sowie Tumoren richtet sich die Höhe der Amputation nach der Absetzungsmöglichkeit im gesunden Gewebe.

Hier sind auch Amputationen im Hüft- bzw. Beckenbereich möglich (Hüftexartikulation bzw. Hemipelvektomie).

Nachsorge bei einer Amputation

Unmittelbar postoperativ erfolgt die Wickelung des Stumpfes. Dabei ist darauf zu achten, dass bei Durchblutungsstörungen der Druck besonders über Knochenvorsprüngen nicht zu stark ist. In den ersten 14 Tagen sind täglich mindestens 4x am Tag Kontrollen nötig.

Bei Amputationen nach Unfall bzw. Tumor wird von unten nach oben zur Ödemprophylaxe mit abnehmendem Druck gewickelt.

Nach der Amputation bedarf es dringend einer optimalen prothetischen Versorgung und des Trainings mit und ohne Prothese in einer kompetenten Rehabilitationsklinik.

Es ist dringend zu empfehlen, die prothetische Erstversorgung im Team durchzuführen. Sehr zu empfehlen sind

  • ein Arzt mit prothesentechnischer Erfahrung,
  • Krankengymnasten und
  • ein möglichst heimatnaher Orthopädietechniker.

Die Zweitversorgung kann dann auf der Basis der Erstversorgung vom Orthopädietechniker am Heimatort erfolgen.

Die Vorstellung, eine teure Prothese löst das Gangproblem von allein, ist eine absolute Fehlvorstellung. Es bedarf mit jeder Art von Prothese des Erlernens eines neuen Gangbildes unter fachmännischer Kontrolle.

Heilungsaussichten nach Amputationen

Chronisch-arterielle Verschlusskrankheit

Die Heilungsaussichten bei einer Amputation aufgrund schwerster Durchblutungsstörungen schwierig, aber auch nicht unmöglich. In den meisten Fällen kann eine prothetische Versorgung vorgenommen werden.

2. Neuropathischer Diabetes-Fuß

Die wichtigste Voraussetzung, einen neuropathisch-diabetischen Fuß zu beherrschen, ist die optimale Einstellung des Blutzuckers. Wenn allerdings weit fortgeschrittene, irreversible Nervenstörungen vorliegen, besteht ein unumkehrbarer Diabetes-Fuß und man muss sich entsprechend danach verhalten.

Aufgetretene Geschwüre bzw. knöcherne Veränderungen sind meistens auf ein Minimum an Gewebsverlust zu begrenzen. Das geht konservativ durch Ruhigstellung, bzw. durch Resektion veränderter Knochenabschnitte (sogenannte innere Amputation).

Größere Amputationen (ganzer Fuß bzw. Unterschenkel oder gar Oberschenkel) sind selten notwendig.

Sport nach einer Amputation

Vorwiegend jüngere Amputierte ohne chronisch-arterielle Verschlusskrankheit können mit einer Prothese sportliche Aktivitäten aufnehmen. Die Paralympics beweisen dies eindrücklich.

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